Zeittafel der Ortschaft Friedersdorf

Entnommen der Broschüre "Friedersdorfer Geschichten" von Lothar Herbst.

981

Ersterwähnung der Burg Pouch für das Jahr 981. Der nur aus dem Altangelsächsischen zu deutende Namen der Burg weist auf eine Gründung im 1. Viertel des 10. Jahrhunderts. Um die Burg entstand der Burgwart rechts der Mulde, der das Territorium Altjeßnitz, Burgkemnitz, Schköna, Hohenlubast, Krina und Rösa umfaßte. Im Burgwart Pouch wurde Friedersdorf gegründet.

1034

Gründung der Grafschaft Brehna bei der Erbteilung nach Markgraf Dietrichs Ermordung am 19.11.1034. Unter der Herrschaft der Grafen von Brehna wurde Friedersdorf gegründet.

1099

Thimo, Graf von Wettin, Brehna und Kistritz, stiftet gemeinsam mit seiner Gemahlin Ida das Benediktinerkloster in Niemegk. Es wurde 1150 aufgelöst und dem Kloster auf dem Petersberg zugeordnet.

1063

Auf der Grundlage gefälschter Urkunden gelingt es dem Bistum Meißen, seinen Einflussbereich auszudehnen. Das Territorium des Burgwarts Pouch wird bischöflich meißnischer Besitz.

1140-1200

Hauptsiedlungsperiode deutscher Siedler im Kreis Bitterfeld. Wahrscheinlich ist Friedersdorf durch den Grafen Friedrich I. (1156-1182) von Brehna gegründet worden.

Der überwiegend niederdeutsche Charakter der Sprache der ältesten deutschen Ortsnamensbelege ist zurückzuführen auf sächsisch-thüringische Siedler, die vorher westlich der Saale und nördlich der Unstrut gelebt haben. Auch die Urfriedersdorfer werden von dort gekommen sein.

1217

Wahrscheinlich schenkte im Jahre 1217 im Zusammenhang mit Lehnsverhandlungen Graf Friedrich II. (1182-1220) den Ort Friedersdorf dem Bistum Meißen.

1222

Auf dem Landting der Ostmark in Delitzsch bestätigen die Grafen Otto II. (1221-1234) und Dietrich (1221-1263) von Brehna Schenkungen ihres Vaters an das Bistum Meißen. In der Schenkungsurkunde vom 6. Juni 1222 wird Friedersdorf in der Schreibweise "Fridrichestorf" ersterwähnt.

1290

Das Geschlecht der Grafen von Brehna aus Wettinischem Stamme stirbt aus. Das Territorium der Grafschaft gelangt an das Herzogtum Sachsen-Wittenberg. Seit 1332 belehnen die Herzöge von Sachsen-Wittenberg und seit 1355 Kurfürsten von Sachsen Grundherren mit Friedersdorf. Sie selbst hatten das Lehen von den Bischöfen von Meißen. 1581 lösten sie das Lehnsverhältnis und übernahmen das Territorium als Besitz.

1346

Im Meißner Bistumsmatrikel von 1495 wird Friedersdorf für das Jahr 1346 in der Schreibweise "Fredersdorff" genannt.

1349/1350

Nach dem Lehnbuch Friedrich, des Strengen, Markgrafen von Meißen, waren Johann de Gluch (Johann, der Glauchauer) und seine Brüder mit zwei Hufen und weiteren Einkünften in "Friderichstorf" und Theodorus Steube mit vier Hufen in "Fridrichsdorf" belehnt.

1420

Dem Nikel Kale werden am 3. Mai 1420 von Herzog Albrecht von Sachsen-Wittenberg im Schlosse zu Bitterfeld seine Lehen erneuert. Neben anderen Belehnungen erhält er auch "Pfrederichstorff".

1423

Der Wettiner Friedrich, der Streitbare, wird Kurfürst von Sachsen. Friedersdorf bleibt bis 1815 im Gebiet des Kurfürstentums und seit 1806 Königreichs Sachsen.

1433

Das slawische Geschlecht der Rabiel wird mit der Herrschaft Pouch belehnt. Sie teilen 1445 ihren Besitz in die Herrschaften Alt- und Neu-Pouch.

1447

Koppe von Ammendorf erhält die Herrschaft Alt-Pouch.

1448

Die Brüder Hermann, Heinrich und Nicol von Sittewitz (Zitzewitz) übernehmen den Ort Friedersdorf von Hans und Bernhard von Ochelitz.

1454

Die Mulde verlagert ihr Bett. Der Ciriuswerder entsteht. Das zu Mühlbeck gehörende Gelände wird durchschnitten. Vor Friedersdorf entsteht der Große Flemingswerder.

1464

Die Söhne des Koppe von Ammendorf Heinrich, Nicolaus, Georg und Kurt erwerben "Fredersdorf" von den Gebrüdern von Sittewitz. Erstmals wird neben dem Ort ein "Hof" genannt. Es war ein Eineinhalb-Hufengut, das bis Mitte des 16. Jahrhunderts bestand und dann aufgelöst worden ist. Bis zur Übernahme des Ortes durch Kurt von Ammendorf war Friedersdorf ein selbständiges Lehen. Seit 1464 ist es an die Herrschaft Alt-Pouch gebunden.

1471

Kurt von Ammendorf wird als Besitzer des Hofes in "Fridisdorff" bezeichnet.

1473

Bei einem gewaltigen Hochwasser gräbt sich die Mulde am 15. August ein neues Bett. Der kleine Flemingswerder kommt auf die Friedersdorfer Seite.

1476

Kurt von Ammendorf gründet das Franziskanerkloster in Steinlaussigk (Muldenstein). Es wird durch die Reformation 1531 aufgelöst. 1517 war der Reformator Dr. Fleck Prior.

1495

Vier einviertel Hufen Land, zweieinhalb Höfe und ein halbes Vorwerk der Wüstung Naundorf und eine Hufe der Wüstung Buckau kommen zur Friedersdorfer Flur. Sie wird dadurch nach Norden und Osten bedeutend erweitert.

1500

Nachweis der Ziegelbrennerei in Friedersdorf. Der Lehm wird in der Flur Ziegelkeiten der Aue entnommen.

1520

Der Zeitraum von 1518-1520 wird als Entstehungszeit des Friedersdorfer Altars angenommen.

 

Friedersdorf ist Filialkirche von Kemnitz (Burgkemnitz). Sitz des Pfarrers ist in Kemnitz

1528-1538

Pfarrer Jacobus Hennink

1531

In Friedersdorf wird die Reformation nach Martin Luther eingeführt. In den Visitationsprotokoll erscheint die Schreibweise "Friderstorff". Friedersdorf war ursprünglich als Kirche selbständig. Seit 1493 gehörte Schlaitz zur Friedersdorfer Kirche. 1528 war Friedersdorf Filialkirche von Kemnitz (Burgkemnitz). 1538 werden die Kirchen von Mühlbeck und Friedersdorf Filialen der Kirche von Pouch. 1576 wurde die Mühlbecker Kirche wieder von der von Pouch getrennt. Friedersdorf blieb bis 1956 Filiale der Kirche von Pouch. Dann wurde die Kirche von Friedersdorf mit der von Mühlbeck vereint. Seit 1993 ist die Pfarrstelle vakant. Vertretungen erfolgen durch Bitterfelder Pfarrer und den Pfarrer von Pouch.

1547

Kaiser Karl V. feiert das Fronleichnamsfest in Bitterfeld. Seine spanischen Landsknechte plündern die um Bitterfeld liegenden Dörfer. In Friedersdorf wird auch die Kirche ausgeplündert. Der Altar und die Glocken werden nicht angerührt. In Mühlbeck wird auch die Glocke entwendet.

1552

Die Grafen von Solms erwerben die Herrschaft Alt-Pouch und damit auch Friedersdorf. Sie bleiben Lehnsherren von Friedersdorf bis zum Ende des Lehnswesens und Besitzer des Gutes Alt-Pouch bis zur Bodenreform 1945.

1558

Heinrich von Gleißenthal brennt in Friedersdorf in drei Öfen etwa 75000 Lehmziegel und errichtet neue Bauten im Gut Mildenstein. Seit dieser Zeit wird das alte Steinlaussigk Mildenstein - Muldenstein - genannt.

1574

Durch die Muldebettverlagerungen von 1454 und 1473 waren die beiden Flemingswerder auf die Friedersdorfer Seite der Mulde gelangt. Sie wurden von Friedersdorfer Bauern für die Hutung genutzt. In den Tümpeln wurden Fische gefangen. Das Gelände gehörte aber den Fleminghüfnern von Bitterfeld (Flemingssocietät zu Bitterfeld). Dadurch entstand Streit. 1574 schlossen deshalb die Flemingshüfner zu Bitterfeld einen Vertrag mit der Herrschaft Alt-Pouch zur "Vermeidung von Irrtümern".

1575

In den Kirchenvisitationsprotokollen von 1575 erscheint erstmals der Name des Ortes Friedersdorf in der heutigen Schreibweise.

1592

Aus Rechnungen des Gutes Alt-Pouch ist zu entnehmen, daß Gelände im Süd- und Westbereich des Steinberges zu Alt-Pouch und damit zur Friedersdorfer Flur gehört.

1616

Roth, ein Schneider, ist Lehrer in Friedersdorf

1617

Nach dem Erbregister des Hauses Solms Alt-Pouch durfte die Hufe in Friedersdorf nicht größer als 18 Acker (etwa 39 Morgen) und in Pouch nicht größer als 17,5 Acker (etwa 38 Morgen) sein.

1636

Friedersdorf hat 44 besetzte Bauernhöfe

1637

Am 13. Februar wird Friedersdorf von Schweden geplündert. 80% der Einwohner werden erschlagen, 70% der Gebäude werden zerstört.

1664

Noch 7 Höfe liegen in Friedersdorf wüst.

1725

Streit um die Flemingswerder. Mit einem Birkenknüppel bewaffnet stellt sich Ortsrichter Kobitzsch an die Spitze seiner Bauern und prügelt mit ihnen in einer großen Schlägerei Schlaitzer und Gossaer aus dem Dorf, die Gras auf den Werdern mähen wollten.

1813

Blücher mit der Schlesischen Landwehr ziehen durch Friedersdorf. Kosaken plündern.

1822

Am 19. Juni ertrinken bei Pouch in der Mulde 19 Frönerinnen des Gutes Alt-Pouch. 12 von ihnen kamen aus Friedersdorf.

1852

Der neue Friedhof wird angelegt. Er wird heute als alter Friedhof bezeichnet. Es ist der zweite Friedersdorfer Friedhof.

1854

Am 10. Juli trennt die Mulde den Reichardts Winkel vom Friedersdorfer Flurverband.

1856

Vom Oktober 1856 bis März 1859 werden aus den Porphyrbrüchen des Steinberges 300000 Kubikmeter Gestein gebrochen und für den Bau der Eisenbahntrassen verwendet.

1862

Beginn der verstärkten Nutzung der Friedersdorfer Tone für die Tonröhrenproduktion in Bitterfeld.

1888

Gründung des Turnvereins Friedersdorf

1889

Hühniches Mühle wird erbaut.

1889

Gründung der Friedersdorfer Ziegelwerke. Sie wurden 1967 nach wechselvoller Geschichte geschlossen und abgebrochen. Das Gelände ist überbaggert.

1897

Beginn des Kirchenneubaues. Grundsteinlegung am 22. März 1898. Glockenweihe am 11. August 1898. Am 11. Oktober 1898 wurde der Turmkopf aufgesetzt. Am 20. Juli 1899 erfolgte die Weihe der neuen Kirche.

1898

Am 13. August wird die aus dem frühen 13. Jahrhundert stammende kleine Glocke der alten Kirche das letzte Mal geläutet.

1899

Schulneubau. Erste Ausbaustufe 1899, zweite Ausbaustufe 1903, dritte Ausbaustufe 1930.

1900

Die alte Friedersdorfer Kirche wird verkauft und abgebrochen.

1906

Die Hauptstraße durch Friedersdorf wird gepflastert. Der Friedersdorfer Bach wird mit Tonröhren unter der Straße durchgeführt. Bis zu dieser Zeit hatte er ein offenes Bett.

1906

Auf dem Friedhof wird eine Leichenhalle gebaut, die 1935 zur Kapelle geweiht wurde.

1909

Das Kraftwerk Muldenstein wird gegründet. Es produziert Strom für die Elektrifizierung der Bahn und wurde zu einer der Hauptarbeitsstätten für Friedersdorfer Arbeiter.

1946 wurde es demontiert und 1952 bis 1956 wieder aufgebaut. Am 12.5.1964 erhielt es den Namen "Reichsbahnkraftwerk "Deutsch-Sowjetische Freundschaft". Am 15.9.1994 wurde es stillgelegt.

1920

Am 2.5.1920 wird der SV Friedersdorf als Fußballverein gegründet.

1921

Am 3. Juli erfolgt die Weihe des Kriegerdenkmals für die 72 im I. Weltkrieg gefallenen Friedersdorfer Bürger.

1928

Der Blitz schlägt in die Apsis der Kirche, nicht in den Turm. Eine unter der Kirche liegende Quelle hatte den Blitz angezogen.

1930

Am 1.3. wird in Friedersdorf wieder eine Poststelle eröffnet. Von 1900 bis 1924 hatte bereits eine bestanden.

Sie blieb bis 1996 bestehen. Dann wurde ein Postschalter in der EDEKA-Verkaufshalle eröffnet.

1932

Gründung der ersten Kleingartenanlage in Friedersdorf.

1933

Gründung des Mandolinenorchesters Friedersdorf. Es bestand bis 1975.

1934

Beginn der Dorfverschönerung. Es werden die Linden gepflanzt.

1936

In den Jahren 1936 bis 1940 wird die Fichtenbergsiedlung erbaut.

1939

Die Friedersdorfer Flur umfaßt eine Fläche von 6,35 Quadratkilometern

1940

Die Lichtspiele Friedersdorf werden eröffnet. 1969 werden sie wieder geschlossen und zur Turnhalle umgebaut. Heute wird das Gebäude als Garage genutzt.

1941

Am 7. November fallen 6 Sprengbomben in die Friedersdorfer Muldeaue. 22 Stunden später detonieren 2 Blindgänger.

1945

Friedersdorf wird erobert. Am 24. April übergeben Bürger den Ort an die 1. US Armee. Am 2. Mai besetzt die "Rote Armee" den Ort. Nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands schießen die Amerikaner in Bitterfeld Salut. Die "Russenbrücke" über die Mulde wird gebaut. Am 21.6. ist sie fertig. Am 27. Juni wird der "Heldenfriedhof" an der Mühlbecker Kreuzung angelegt. Hier ruhen 54 unbekannte KZ-Häftlinge und 14 getötete Deutsche.

1946

Bei der Volkszählung wird festgestellt, daß 5,8% der Friedersdorfer Bürger in der Forst- und Landwirtschaft tätig sind. 52,3% waren Arbeiter.

1950

Die Schulspeisung für Schulkinder wird eingeführt.

1951

Es beginnen die Arbeiten am Aufschluß des Tagebaus Muldenstein.

1956

Der Friedhof an der Friedensstraße auf dem Berge wird angelegt. Er ist der dritte Friedersdorfer Friedhof.

1958

In Friedersdorf wird die LPG "Neues Leben" gegründet. Sie bestand aus 4 bäuerlichen Betrieben mit 350 Hektar Nutzfläche.

1975

Der Muldestausee wird geflutet. Die Mulde wird durch das Restloch des Tagebaus Muldenstein verlegt.

Die Friedersdorfer Aue verliert ihren Auencharakter.

1990

Teilbereiche der Ufer des Muldestausees werden zum Naturschutzgebiet erklärt

1992

Grundlegende Sanierung des Dorfzentrums

1993

Fertigstellung der Friedersdorfer Sporthalle

1997

Friedersdorf wird in das Dorferneuerungsprogramm des Landes Sachsen-Anhalt aufgenommen.

1997

775-Jahrfeier in Friedersdorf

2002

Großes Mulde Hochwasser; Die Mulde durchbricht Dämme in Sachsen und führt ihre Wasser in die Tagebaurestlöcher der Goitzsche. Das Wasser tritt über die Ufer und überflutet auch die Friedersdorfer Aue.

2004

Am 13.11.2004 erfolgt die Einweihung einer Gedenktafel für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

 

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